Ringsum von Hügeln umgeben liegt in einer Mulde der Ort Weißenbach auf halbem Weg zwischen Gastern und Kautzen. Der Altbach durchquert den Ort. Am Schnittpunkt der Thayatalbundesstraße mit der Straße Waidhofen - Kautzen steht die Filialkirche Weißenbach und bildet so den natürlichen Mittelpunkt des Dorfes.
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Schloss Weißenbach |
Ein Kaufhaus versorgt die Bewohner mit dem Lebensnotwendigen; auch ein Gasthaus fehlt
nicht. Eine Landmaschinen-Schlosserei bietet den Landwirten ihre Dienste über Weißenbach
hinaus an.
Vor Jahren waren noch zwei Ziegelöfen von Bedeutung. Der eine wurde von Adolf Dangl im
Jahre 1910 errichtet, der ihn mit einigen Jahren Unterbrechung bis 1960 betrieb. Er stand
beim Haus Nr. 48, wo heute die Tochter Dangls, Frau Franziska Srtschin, wohnt. Julius
Winkelbauer baute 1931 den anderen Ziegelofen. Er war zunächst bis 1940 und dann wieder
von 1947 bis 1960 in Betrieb. Zuletzt besaß ihn Franz Schmittmaier, der daneben eine
Villa, das heutige Haus Nr. 54, errichtete.
Es gab dann noch die Weberei Erhart. Auch sie hat den Betrieb vor einigen Jahren
eingestellt.
Einige Häuser stehen in Weißenbach bereits leer, manche von ihnen verfallen schon. Denn
außer einer Wiener Firma, die sich mit der Herstellung von Vogelfutter befaßt und in der
aufgelassenen Schule untergebracht ist, gibt es in Weißenbach nur Arbeit in der
Landwirtschaft.
Die geschichtliche Entwicklung Weißenbachs ist eng mit dem Schicksal der Herrschaft
von Weißenbach verbunden. Nur mehr Mauerreste und eine gut erhaltene Stützmauer auf
einer kleinen Anhöhe am oberen Ende des Ortes erinnern heute noch an das Schloß
Weißenbach, den Sitz der Herren von Weißenbach. Nach alten Darstellungen des Schlosses
muß es einmal eine recht stattliche Feste gewesen sein, die das Ortsbild von Weißenbach
beherrscht hat. An die Hauptfront im Westen schlossen sich im Norden und Süden zwei
Flügel an. In der Mitte stand ein hoher, spitzer Turm. Das Bauwerk umgab eine feste Mauer
mit Schießscharten, die im Süden vom Schloßteich umspült wurde.
1112 wird Weißenbach erstmalig erwähnt, als dort
vier Höfe und sechs Hofstätten nach St. Georgen zehentpflichtig waren.
Ortsbezeichnungen: Weyssenbach, Weissenpach, Wisenbach, Wizenbach, Weisbach bei Illmau, Weißenbach am Reinberg und schließlich Weißenbach am
Heidenreichsteinerwald. Die Landgerichtsbarkeit über Weißenbach übte Dobersberg aus. Die Grundherrschaft lag
zunächst in den Händen der Herren von Weißenbach und ging ab 1747 auf
die Herrschaft Heidenreichstein über.
Als Markgraf Ottokar VII. dem Kloster Garsten im Jahre 1142 einen Wald in
der Riedmark schenkte, hören wir zum ersten Male von den Schloßherren in Weißenbach.
Ein Hetel von Wizenbach war damals der Zeuge des Markgrafen bei der Schenkung.
1380 verkaufte Hertel der Weizenpeck das Schloß Weißenbach an Albrecht
von Puchheim zu Litschau und Heidenreichstein. Vor 1384 erhielt Simon Teindorfer von
Albrecht von Puchheim die Feste Weißenbach, das Dorf Weißenbach und Ruders zu Lehen.
Urkunden aus den Jahren 1432 und 1461 bezeichnen dann einen Jörg Teindorfer als
Schloßherrn von Weißenbach. Von Kaiser Heinrich (1452 - 1493) empfing Hans Teindorfer
das Lehen Weißenbach, das später seinem Enkel Watzlaw Peuger (Poiger) zufiel.
Im 15. Jahrhundert fielen die Hussiten in Weißenbach ein. Das Dorf hatte
damals schwer zu leiden. Der Hußkaberg zwischen Weißenbach und Ruders erinnert heute
noch an jene Zeit. Das Marterl außerhalb von Weißenbach an der Straße nach Gastern soll
über Soldatengräbern aus dieser Zeit errichtet sein.
1521 wird erwähnt, daß Jakob Peuger von Puige als Besitzer von
Weißenbach auf dem Landtag zu Wien auf der Ritterbank erschien. Dieser Jakob Peuger hatte
Streitigkeiten mit dem Pfarrer von Thaya, denn der Pfarrer von Thaya beklagte sich 1526,
daß ihm der Herr von Weißenbach den Zehent von Weißenbach und Ruders entzogen habe.
Nachdem Jakob Peuger, der ein Sohn des Hans Peuger von Reitzenschlag war, wahrscheinlich
kinderlos gestorben ist, gingen die Güter Weißenbach und Reitzenschlag in den Besitz der
vier Söhne seines Bruders Watzlaw über. Einer dieser Söhne, Georg Peuger, war jedoch
1544 bereits wieder der alleinige Herr von Weißenbach; ihm allein floß nämlich das
Einkommen aus dem Benefizium zu. Im Jahre 1568 war Wenzel Peuger der jüngere Besitzer des
Gutes Weißenbach. 1609 wird Johann Wenzl Peuger als Herr zu Weißenbach erwähnt. Dieser
berief im Jahre 1611 einen lutherischen Prediger, der aber nur fünf Jahre in Weißenbach
tätig sein konnte.
1615 war für den Ort und die Feste Weißenbach ein schreckliches Jahr.
Krieger aus Böhmen drangen ein und verwüsteten den Ort. Nur zwei Häuser blieben
unversehrt, 21 wurden zerstört. Die Kirche, die Meierei, die Schäferei und das Brauhaus,
- das heutige Haus Nr. 9 (Adolf Bauer), fielen den Kriegshandlungen zum Opfer. Dort wo das
Schloß stand, fand sich nach dem Durchzug der Söldner ein Steinhaufen. Das Schloß wurde
in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Der damalige Schloßherr Johann Wenzel Peuger
war zweimal verheiratet. Die erste Frau war eine Susanna Katharina Woytich von Taxen. Sie
gebar ihm zwei Söhne, Hans Christof und Wenzel Bernhard. Die zweite Frau hieß Magdalena
Amstetterin.
Johann Wenzel Peuger dürfte 1615 auf der Seite der böhmischen Rebellen gestanden sein.
Kaiserliche Kommissäre schätzten nämlich nach dem Abzug der Krieger sein Vermögen. Es
sollte vermutlich eingezogen werden. Tatsache ist, daß das Gut Weißenbach 1622
an Johann Ernest Freiherr von Montrichier, kais. Obrist und Kämmerer, verkauft wurde.
Montrichier besaß auch schon das Gut Schandachen.
Noch ein Jahr vor dem Verkauf des Schlosses ließ Johann Wenzel Peuger im Jahre, 1621
in Weißenbach einen Friedhof errichten, der über 150 Jahre bestand und 1787 wieder
aufgelassen werden mußte. Sechs Jahre später hatte das Gut Weißenbach schon wieder
einen anderen Besitzer. Im Jahre 1628 erwarb es Alexander Truckenmiller
zusammen mit dem Gut Schandachen. Sein Sohn Sigmund Truckenmiller übernahm dann 1635 das
Gut Weißenbach. Er mußte seiner Mutter und seinen Geschwistern eine Abfertigung in der
Höhe von 12.000 Gulden zahlen.
Auf Sigmund Truckenmiller geht die Gründung der Pfarre Gastern zurück. Er war es, der im
Jahre 1636 den Antrag stellte, in Gastern eine Pfarre zu errichten.
Seinem Antrag wurde entsprochen, und es kam 1642 zur Errichtung der
Pfarre Gastern. Die Pfarrkinder verpflichteten sich im Stiftsbrief vom 26. Februar 1642
zum Unterhalt des Seelsorgers beizutragen. Auch der Herr von Weißenbach versprach, dem
Pfarrer Naturalien zu geben. Doch man hielt sich nicht allzu lange an die Vereinbarungen,
so daß der Seelsorger die Pfarre wieder verließ. Unter Dominik Rudolf Truckenmiller kam
es 1704 zu einer Erneuerung des Kontraktes.
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Schlossmühle Weißenbach |
Sigmund Truckenmiller starb 1653 im Alter von 55 Jahren und wurde in der
Kirche zu Weißenbach begraben. Seine Witwe Dorothea wird 1655 als Herrin
von Weißenbach genannt.
Kaiser Leopold I. belohnte 1658 die Söhne Dorotheas Dominikus,
Franziskus und Maximilian Tobias mit dem Gut Weißenbach. In der Zeit von 1662 bis 1664
verwaltete das Gut ein Sigmund von Issem, der deshalb in die Geschichte einging, weil er
sich 1663 beim Konsistorium in Wien über den Pfarrer Gregor Augustin Eichelbrenner
beklagte. Dieser hätte nämlich in seiner Abwesenheit seine Frau beleidigt.
Ab 1667 war Dominik Rudolf, der älteste der drei Brüder, alleiniger
Herr von Weißenbach. Er kaufte die Anteile seiner Mutter und seiner beiden Brüder zum
Preis von 12.000 Gulden und erhielt dafür neben Weißenbach auch das Gut Schandachen.
Auch Dominik Rudolf Truckenmiller war mit dem Seelsorger nicht zufrieden. Er führte 1687
beim Dechant in Raabs Klage, daß der Priester Claudius Werter trotz ordentlicher
Bezahlung seinen Dienst vernachlässige.
1691 wurde Dominik Rudolf in den Ritterstand erhoben. Zu dieser Zeit hatte Weißenbach 18
Häuser, von denen allerdings sechs verödet waren.
Dominik Rudolf Truckenmiller war mit Anna Franziska Theresia, einer geborenen Gräfin de
Mazadas verheiratet. Sie gebar ihm vier Kinder, die alle in Weißenbach zur Welt kamen:
1687 Rebekka Theresia, gestorben am 13. 10. 1705. Hans Adam wurde am 8. 1. 1690 in der
Kirche zu Weißenbach getauft. Adam Constantin Gottlieb erhielt am 22. Februar 1701 vom
Pfarrer Urban Velikaina aus Gastern in Weißenbach das Sakrament der Taufe. Sein Taufpate
war Adam Anton Gundemann von Falkenstein, der sich jedoch durch seinen Sohn Ernst
Constantin vertreten ließ. Franziska Josefa Antonia Charlotte, das jüngste, Kind, wurde
am 13. März 1703 getauft. Diese Tochter war erst drei Jahre alt, als Ritter Dominik
Rudolf Truckenmiller am 12. Juni 1706 im Alter von 74 Jahren starb.
Karl von Gattersburg, der Vormund der Kinder, verkaufte noch im selben Jahr die Herrschaft
Weißenbach an Philipp Jakob Ritter von Unkhrechtsberg, einen böhmischen Landstand. Die
Witwe bewohnte jedoch mit den Kindern weitere zwei Jahre das Schloß, bis sie am 14.
Februar 1708 Franz Ferdinand Konrad Freiherr von Gastenfels, Herr zu
Horgheim und Nordheim ehelichte. Die Ehe wurde in Gegenwart der Zeugen Johann Woidi von
Hibowitz zu Taxen, Johann Karl Sedlitz von Neukirchen auf Eisenreichs und Maximilian
Ludwig von Grünberg auf Pfaffenschlag geschlossen.
Im Jahre 1747 wechselten abermals die Besitzer des Gutes Weißenbach.
Philipp Jakob Ritter von Unkhrechtsberg verkaufte das Gut an den Grafen Nikolaus von
Palffy ab Erdöd, den Herrn von Heidenreichstein. Zum Gut Weißenbach gehörten damals die
Orte Weißenbach, Ruders, Steinbach, Pertholz, Langegg und Untertanen aus Triglas. Das
waren zusammen 141 Ortsholden und 65 Überlandsuntertanen. Zu den Besitzungen der
Herrschaft Weißenbach zählten aber auch zwölf Teiche, die meist verpachtet waren. Diese
Teiche befanden sich in Heidenreichstein (Steinbruckteich), in Brand (Feldteich), in
Pfaffenschlag (Flohmühlteich), in Pengers, in Ruders, Langegg, Pertholz, Artholz und in
Weißenbach.
Das Jahr 1787 brachte den Zerfall des Gutes Weißenbach. Es war
gleichzeitig der Anfang einer eigenständigen Entwicklung des Ortes Weißenbach. Die
Gebäude erwarben zwei Bauern. Den Meierhof kauften die Vorfahren des heutigen
"Schloß"-Winkelbauer, Nr. 35. Die Schloßgebäude erwarb die Familie Hörmann.
1897 kaufte Alexius Hörmann das Bauernhaus Nr. 20 - heute Litschauer. Das Schloß war nun
ganz dem Verfall preisgegeben. Die Gründe wurden auf 7 Häuser aufgeteilt; heutige
Nummern: 1, 31, 32, 33, 35, 36, 37. Schloßmühle und Scheuer sind heute noch zu sehen.
Im Jahre 1813 baute man eine Zehentscheuer, die aber schon 1848
nicht mehr im Gebrauch war, da die Bauern von der Leistung des Zehents befreit wurden. Die
Weberei Erhart kaufte 1858 die funktionslose Scheuer.
1842 zählte man in Weißenbach 43 Häuser (28 davon waren Bauernhäuser)
mit 276 Einwohnern; 1934 waren es 50 Häuser mit 256 Bewohnern. Im Jahre 1976
lebten nur mehr 171 Leute in 42 Häusern. Der Zweite Weltkrieg endete in Weißenbach mit
einer furchtbaren Tragödie: Meinungsverschiedenheiten verursachten einen Streit mit
russischen Soldaten, der dazu führte, daß die Russen Vater und Sohn Rupert Winkelbauer
an Ort und Stelle erschossen. Adalbert Rausch nahmen sie mit nach Waidhofen, wo sie ihn
erschlugen. Er ist im dortigen Friedhof begraben. Franz Grausam, Christian Dangl, Stefan
Zuba und Josef Müller verschleppten sie nach Rußland. Von diesen Männern kehrten nur
mehr Grausam und Müller 1954 nach Hause zurück, von den beiden andern hörte man nichts
mehr.
Im Jahre 1958 beschloß man, in Weißenbach eine Wasserleitung zu bauen,
die 1961 in Betrieb genommen werden konnte.