Zur Pfarre gehören heute die Orte Gastern, Weißenbach, Klein Zwettl, Frühwärts,
Garolden, Ruders, Wiesmaden, Grünau, Klein Motten und Immenschlag. Das Pfarrgebiet
umfaßt eine Fläche von 26 Quadratkilometer.
Schon im 13. Jahrhundert gab es in unserer
Gegend einen Seelsorger. Jedes Haus der Ortschaften Gastern, Klein Zwettl, Weißenbach,
Klein Motten, Ruders, Immenschlag und Eggern gaben damals pro Haus einen Gulden für den
Seelsorger. Dieses Geld reichte zum standesgemäßen Unterhalt eines Geistlichen. Der
Tageslohn betrug für einen Arbeiter 3 - 5 Pfennige. Da alle Orte den gleichen Beitrag
leisteten, wurde ursprünglich der Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen abwechselnd in den
fünf neuerbauten Kirchen gehalten: Gastern, Klein Zwettl, Weißenbach, Klein Motten und
Eggern.
Nach den feindlichen Einfällen der Böhmen in unser Gebiet verarmten viele Leute, und
viele Häuser konnten den vereinbarten Gulden nicht leisten. Die Folge davon war, daß der
Seelsorger wieder abwanderte und die Pfarre vorübergehend einging. Gastern wurde nun
wieder von Thaya betreut.
1310 wird erwähnt, daß der Vikar von Thaya in Klein Zwettl monatlich
zweimal die Messe zu halten habe. 1379 versprach der Pfarrer Thoma zu Thaya dem Abt des
Stiftes Garsten die Seelsorge für die "Gaerstnern" (Gastern) mit den
dazugehörigen Dörfern zu besorgen. Später kam es allerdings zu Unstimmigkeiten zwischen
dem Pfarrer und dem Abt wegen der Einkünfte der Kirche von Gastern, die ohnedies sehr
gering waren.
1487 finden wir die Bezeichnung für die Nieder Theyinger und Ober Theyinger Pfarr, mit letzterer war Gastern gemeint,
das Gebiet der fünf Filialkirchen.
1544 war der Pfarrer von Thaya Petrus Larenkopf allein auf seiner Pfarre.
Er hielt sich für die fünf Filialkirchen einen Eremiten (einen Priester aus dem
Paulanerkloster bei Neu Bistritz). Für diesen Dienst gab der Pfarrer ein Mut Getreide.
1574 erfolgte die Errichtung eines Vikariates
Klein Zwettl. Dem Vikar wurde in Klein Zwettl ein Haus zur Verfügung gestellt. Auch für
seinen Unterhalt war vorgesorgt. Der Pfarrer von Thaya Leopold Altschäffel will dem Vikar
den Zehent von Frühwärts überlassen, ebenso eine dortige Wiese und einen Acker, zum
Abernten.
Laut Visitationsbericht von 1590 ist in Klein Zwettl ein eigener
Seelsorger, der Vikar Christophorus Tubal. Er versieht fünf Filialkirchen und hat eine
Konkubine. 250 Kommunikanten empfangen die Kommunion unter beiden Gestalten (sub utraque).
Etwas später wird unser Gebiet wieder direkt von der Pfarre Thaya aus versehen.
Im Jahre 1636 schrieb Sigmund Truckenmiller, Gutsbesitzer zu Weißenbach,
an den Abt Anton Spindler von Garsten als Besitzer der Kirche und des Dorfes Gastern wegen
Errichtung eines eigenen Vikariates in der oberen Pfarre. Er erwähnte, die Leute wären
wieder bereit, den seinerzeit vereinbarten Gulden von jedem Haus zu geben. Der Abt, der
Pfarrer von Thaya und das Konsistorium in Wien gaben ihre Zustimmung.
Unser Gebiet gehörte ursprünglich zur Pfarre Thaya. Im Jahre 1642
kam es zur Errichtung des Pfarrvikariates Gastern. Die Urkunde, heute noch vorhanden,
wurde in Wien unterzeichnet: am 12. April 1642 im fürstlichen Passauerhof, bei unserer
lieben Frau auf der Stiegen. Unterschriften: Franziskus Bellasius, Vizeoffizial für das
Passauer Officium und dem Notar Joachim Hampeli, ferner vom Pfarrer von Thaya Fr. Sylvanus
Hunger und Sigmund Truckenmiller von Weißenbach.
Der Kontrakt selbst wurde im Schloß Weißenbach abgeschlossen.
Wichtigster Inhalt:
Unterhalt des Vikars: (siehe Abhandlung "Einkünfte der Seelsorger")
Das Haus für den Seelsorger soll zu Gastern gebaut werden. weil der Ort in der Mitte
liegt.
Leider gab es auch nach dieser Vereinbarung wieder Schwierigkeiten wegen der schlechten
Einkünfte der Seelsorger. Die Pfarrer blieben nicht lange.
1654 kam es vorübergehend zur Zuteilung der hiesigen Pfarre nach
Dobersberg. 1704 resignierte der damalige Vikar, weil Klein Zwettl die ausbedungenen
Giebigkeiten verweigerte. Hierauf gab das Offizium in Wien bekannt, daß es nach Gastern
solange keinen Seelsorger schicken werde, bis die Pfarrkinder wieder ihrer
Unterhaltspflicht nachkommen.
1704 verpflichtete sich die Pfarre Gastern mit ihrem Sprecher Dominik
Rudolf Truckenmiller wieder, den Vertrag von 1642 einzuhalten. Im 17. Jahrhundert kam es
in Gastern zum öfteren Vikarwechsel, wegen schlechteren Einkommens. Der Grund war sicher
nicht immer Böswilligkeit. Zu jener Zeit war Eggern durch Feuer zerstört; Graf
Herberstein hat das Dorf Motten völlig ausgerottet. Noch im 18. Jahr- hundert nennt
Dechant Hölzl von Alt Pölla "Gastern die schlechteste Pfarre der Diözese"
(gemeint sicher wegen des Einkommens).
1762 kam es zwischen Eggern und dem Pfarrer Leopold Mayr von
Gastern zu einem Vergleich. (siehe Abhandlung "Gottesdienste").
Die Pfarre Gastern gehörte um 1690 zum Dekanat Raabs, später zum
Dekanat am Böhmerwald, ab 1784 zum Dekanat Waidhofen.
1783 wurde Garolden aus Kautzen nach Gastern eingepfarrt.
1784 kam es zur Errichtung einer eigenen Pfarre Eggern, Reinberg gehört
nun auch zu dieser Pfarre. 1784 wurde das Vikariat Gastern eine selbständige Pfarre.
Früher stand Gastern unter dem Patronat von der Pfarre Thaya. Zu dieser Zeit wurde die
Kirche von Gastern erst richtig Pfarrkirche. Früher waren die Kirchen von Gastern, Klein
Zwettl, Weißenbach gleichgestellt.
1838 kam der Ort Frühwärts von Thaya zur Pfarre Gastern.
Am 12. April 1942 war die 300 Jahrfeier der Gründung
der Pfarre. Das Pontifikalamt hielt Propst Biedermann von Eisgarn, die Festpredigt Pfarrer
Franz Bauer von Thaya - als Pfarrer der Mutterpfarre.
Bei der Pfarrgründung 1642 hatte die Pfarre 550 Seelen. 1693 gab es
in der Pfarre 125 Häuser, davon waren 27 verödet.
1704 hatten Gastern und Klein Zwettl je 30 Häuser, Immenschlag 15,
Ruders 11, Weißenbach 18 (einige verödet), in Klein Motten waren 8 verödete Häuser;
dort gab es einen Meierhof, der zu Dobersberg gehörte. Insgesamt hatte die Pfarre (außer
Eggern) 118 Häuser (dazu sind auch die verödeten gezählt). Eggern wird 1704 mit 18
Häusern eigens erwähnt. 1778 wird auch Reinberg-Litschau mit 50 Häusern noch zu Gastern
gezählt, ferner Wiesmaden mit 6 Häusern.
1818 gab es in der Pfarre 1475 Einwohner. 1837 waren es 1800, und 1839
schon 1921. 1842 hatte die Pfarre 165 Bauernhäuser, 151 Kleinhäuser mit 1969 Bewohnern.
1865 gab es In der Pfarre 2400 Einwohner, wohl die höchste Seelenzahl,
die Gastern je erreichte.
1874 werden in der Pfarre 2278 Personen gezählt mit 162 Bauernhäusern
und 196 Kleinhäusern. Um 1900 hatte die Pfarre eine Einwohnerzahl von 2227 Personen und
364 Häusern. Davon hatte die Gemeinde Gastern 1064 Einwohner und 178 Häusern, die
Gemeinde Klein Motten 810 Bewohner mit 126 Häusern und der Ort Frühwärts 351 Einwohner
mit 60 Häusern.