1336 gab es einen Einfall der Böhmen in unser Gebiet. Dabei
wurde unsere Gegend so arg mitgenommen, daß die Bewohner nicht mehr den Gulden pro Haus
für ihren Seelsorger leisten konnten. Der Seelsorger verläßt daher sein Vikariat. Die
Pfarre Thaya muß unser Gebiet wieder seelsorglich betreuen. In dieser Zeit lehnt es auch
Leuthold von Gastern ab, den Zehent an das Stift St. Georgen zu leisten. 1426 bis 1430
plünderten die aus Böhmen einfallenden Hussiten unser Gebiet. In
Weißenbach erinnert noch der Hußkaberg an ein Lager der Hussiten. Beim Bildstock vor
Weißenbach sollen aus dieser Zeit Gefallene begraben sein. Um 1485 hausten in unserem
Gebiet Soldaten des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. Im Jahre 1597 beteiligten sich auch
die Orte Klein Zwettl und Immenschlag am Bauernaufstand. Sie erhoben sich gegen den
damaligen Abt von Stift Zwettl Ulrich Hackl. Weil sich aber die Aufrührer bald beruhigten
und unterordneten, entgingen sie der Bestrafung.
Um 1615 wurden bei einem Einfall "böhmischer Horden" die Kirchen von Gastern
und Weißenbach verwüstet, die Kirche von Klein Zwettl in Brand gesteckt, die Kirche von
Otten geplündert und zerstört. In Gastern raubte man Kelche, Paramente und einen
Taufkessel, in Eggern einen Kelch und ein Meßgewand. Das Kriegsvolk hat in Weißenbach
Schloß, Meierhof, Schäferei, Bräuhaus und Scheuer niedergebrannt. Von den 23 Häusern
in Weißenbach blieben beim Brand nur zwei erhalten. Johann Wenzel Peuger scheint damals
auf Seite der böhmischen Rebellen gestanden zu sein. Seine Güter sollten eingezogen
werden und kamen daher durch kaiserliche Kommissäre zur Schätzung. Der Steinhaufen, der
vom Schloß übrig geblieben, wurde auf 500 fl. geschätzt, Bräuhaus mit Hopfgarten auf
1000 fl. 1618 hat die erbitterte Bevölkerung von Weißenbach 18 Dampiersche Freibeuter
erschlagen.
1645 sollen die Schweden bei uns gewesen sein. Klein Motten und die dortige Kirche wurden
verwüstet, so weit es überhaupt wieder aufgebaut worden war. Das gleiche Schicksal
erlitten Gastern, Klein Zwettl und die dortige Kirche. Hier gab es wenigstens eine
Wehrkirche, wohin die Leute im Kriege flüchten konnten und in der Kirche einen Notausgang
ins Freie.
Ab 1640 mußte die Bevölkerung viele Abgaben leisten, Einquartierungen und Plünderungen
hinnehmen. Im Jahre 1641 gab es in Klein Zwettl eine Einquartierung. Die Stiftsherrschaft
drohte den Verweigerern mit der Gütereinziehung. 1642, 1643, 1644 mußten große Mengen
von Hafer, Heu und Stroh für die Armee geliefert werden. (1643 z. B. 64 Metzen Hafer). In
dieser Zeit ist die Häuserzahl in Klein Zwettl von 29 auf 18 gesunken. 1645 hatten die
Leute dieser Gegend auf Befehl des Propstes von Eisgarn (er war vom Kaiser zum
Oberquartierkommissär ernannt) beträchtliche Mengen von Futter und Lebensmittel nach
Waidhofen zu liefern.
Zu den Feldzügen nach Ungarn mußten 1655 sogar jeder Einwohner 1 fl. und jeder
Dienstbote den 10. Teil seines Lohnes beitragen.
Als 1622 Soldaten von Osterreich nach Böhmen marschierten, wurde Gastern zu schweren
Vorspannleistungen in weit entlegene Dörfer gezwungen.
Als 1672 bis 1674 die Heislerschen Reiter bei uns waren, hinterließen sie sechs
uneheliche Kinder. Auch im Jahre 1683 gab es kaiserliche Truppen im Ort. In diesem Jahr
ließ der Pfarrer von Gastern Johann Franz Bonamicus aus Freude über den Sieg über die
Türken bei Wien zwei Glocken in Znaim gießen.
1740 lag ein Teil des Regimentes Wolfenbüttel in Immenschlag im Quartier. Im Jahre 1741
war Gastern mit zahlreichen Truppen belegt. 1745 hatte man schwere Vorspannlasten zu
tragen. 1758 mußten auch Proviantwagen nach Krems und Wien zur Verfügung gestellt
werden.
Über die Franzosenkriege berichtet Pfarrer Johann Georg Mechtler nach St. Pölten: Am
8. August 1809 um 2 Uhr nachmittags kam eine Kompagnie des 26. Regimentes in die Pfarre
Gastern. Der Kapitän Ludwig von Korso schlug mit drei Bediensteten im Pfarrhof Gastern
seine Tafel auf. Dazu kam noch eine Soldatenfrau als Köchin mit ihrem Mann. Das ruhige,
ordnungsgemäße Betragen der Kompagnie wird gelobt. Requisitionen an Tuch, Leder und
Leinwand sind sehr groß und lästig. Der Abzug am 19. August 1809 brachte für den Ort
Freude.
Am Nachmittag des 24. August 1809 kam die 8. Kompagnie des französischen 26. Regimentes
mit Kapitän Camil Barziga. Mit seinem Wachtmeister nahm er im Pfarrhof Quartier. Wieder
gab es Requisitionen an Tuch, Leder und Leinwand. Geldforderungen brauchten nicht mehr
gegeben werden, weil die Soldaten am 8. September 1809 abziehen mußten.
Wider Erwarten kam am 18. Oktober 1809 eine Kompagnie Fußvolk vom 4. Regiment nach
Gastern. Der Offizier Hieronymus de Gantz mit Bediensteten bezog den Pfarrhof. Die
Soldaten waren Tag und Nacht unruhig und betrunken. Es gab wieder Requisitionen. Beim
Abzug am 2. November 1809 wurden noch 100 fl. verlangt. Schon am Mittag des gleichen Tages
kamen Husaren vom 8. Regiment. Der Offizier Johann Letten bezog den Pfarrhof. Am 6.
November erschien noch der Kapitän De Fontaine vom 56. Infanterieregiment samt Diener.
Der Pfarrer sollte sein Zimmer räumen,. da in den anderen Zimmern keine Ofen waren. Er
erreichte aber durch Zureden, daß dann beide Offiziere zusammen wohnten. Der Pfarrer
schreibt: So ein unruhiges, widernatürliches, unersättliches und fast immer betrunkenes
Volk, wie dieses, hat man noch nicht gesehen. Daher gab es täglich neue, fürchterliche
Auftritte im Dorf. Endlich verließen die Husaren am 5. Dezember 1809 Gastern, am 15.
Dezember zog auch die Infanterie ab. Die Unkosten des Pfarrhofes für alle Quartiere
belaufen sich auf 1966 fl. ohne Schmalz, Butter, Eier und Geflügel. Dieses brachten die
Leute in den Pfarrhof. Die Unkosten für Gastern betrugen 17.900 fl. In der Kirche wurde
nichts genommen. Die Kelche waren im Keller vermauert, die anderen besseren Gegenstände
waren in einem sicheren Hause aufbewahrt.
Am 22. September 1809 mußten alle Pferde (selbst blinde und lahme) nach Krems abgeliefert
werden.
1866 berichtet Engelbert Mödlagl im Gemeindebüchl: Die Schlacht bei Königgrätz dauerte am 3. Juli 1866 vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Nach dem Sieg der Preußen zogen diese ungehindert durch Böhmen und Osterreich. Bei Preßburg kam es zur letzten Schlacht. Mitten in der Schlacht wurde der Friede, verkündet. Darauf zogen die Preußen in ihre Heimat zurück. Nach Gastern kamen sie am 5. August und blieben hier drei Tage. An Hunger und Durst fehlte es bei ihnen nicht.
Vom Ersten Weltkrieg berichtet die Pfarrchronik fast gar nichts. Die Schulchronik von Frühwärts meldet viele Arbeitslose, weil zahlreiche Handwebereien still gelegt waren. In der Pfarre gab es 60 Gefallene und Vermißte. Nach den einzelnen Orten: Gastern 12, Klein Motten (mit Grünau) 10, Weißenbach 10, Immenschlag mit Wiesmaden 8, Garolden 7, Frühwärts 5, Ruders 5, Klein Zwettl 3.
Am 1. September 1939 kam es zum Ausbruch dieses Krieges. Hitler marschierte in Polen
ein. Vorher hat er von Österreich Besitz ergriffen und die Sudetenländer unter seinen
Schutz genommen. Die deutschen Randgebiete kamen im Oktober 1938 zum deutschen Reich.
Anläßlich der Besetzung dieses Gebietes wird von einer Einquartierung in Weißenbach
berichtet. Gegen Ende des Krieges werden die letzten Reserven einberufen: 16- bis
60jährige.
1945 heißt es in der Pfarrchronik: Allgemeiner Rückzug an allen Fronten. Es geht dem
Ende zu. Auch unser Gebiet wird täglich von feindlichen Flugzeugen überflogen, die die
Industrieorte in Böhmen und Mähren bombardieren. Panzersperren werden errichtet. Wien
ist am 8. April gefallen. Von dort und von Stockerau kommen auch gute Parteigenossen in
unsere Pfarre, um ihr Leben zu retten. Vor dem 10. Mai. zog noch flüchtiges Militär
durch Gastern.
Am 10. Mai 1945 kamen die ersten Russen. Die Sieger plünderten, vergewaltigten Mädchen
und Frauen. Der Pfarrhof wird Zufluchtsstätte für Frauen und Mädchen. Aus dem
Sudetenland werden nun die Deutschen ausgewiesen. Ein Flüchtlingsstrom kommt durch und
nach Gastern. Gastern beherbergte einige Zeit 700 Flüchtlinge.
Ein schwarzer Tag für Weißenbach war der 5. Juni 1945. Die Russen wollten Pferde, die
Bauern weigerten sich, die Pferde herzugeben. Im Verlaufe des Streites erschossen die
Russen Rupert Winkelbauer - Vater und Sohn. Dangl Christian, Zuba Stefan, Müller Josef
und Grausam Franz wurden nach Rußland verschleppt. Erst 1954 kehrten Grausam und Müller
in die Heimat zurück, die beiden anderen kamen ums Leben.
Gefallene und Vermißte gab es im Zweiten Weltkrieg 154:
Davon in Frühwärts 30, Weißenbach 27, Klein Motten 21, Wiesmaden 17, Gastern 16, Klein
Zwettl 16, Garolden 15, lmmenschlag 5, Grünau 5, Ruders 2.
Das erste Kriegerdenkmal in Gastern wurde am 16. Oktober 1921 vom Propst aus Eisgarn
gesegnet. Das Geld dazu sammelten hauptsächlich die Burschen der Pfarre. Im Jahre 1960
kam es zur Erweiterung des Denkmals. Die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges
wurden auf zwei Tafeln beigefügt. Die Gemeinde Klein Motten gab damals für das
Kriegerdenkmal 4.500 Schilling. Die Weihe nahm beim Feuerwehrtag am 18. Juli 1965 Kaplan
Pinger vor. Die Gemeinde Frühwärts beschloß 1960 ein eigenes Kriegerdenkmal zu
errichten. Die Segnung dieses Denkmals nahm am 15. Mai 1960 Dechant Johann Träxler vor.
Das alte Kriegerdenkmal stand in der Nähe der heutigen Räumlichkeiten der
Raiffeisenkasse. Als das neue Gemeindehaus gebaut wurde, mußte das Kriegerdenkmal
abgetragen werden. 1975 kam es zur Aufstellung am heutigen Standplatz. Anläßlich der
Florianifeier der Feuerwehr am 3. Mai 1975 wurde das Denkmal vom Pfarrer Josef Keil
gesegnet.
Kriegerdenkmal - 1975
In den Kapellen Grünau, Klein Motten, Ruders und Weißenbach befinden sich auch Gedenktafeln der gefallenen und vermißten Krieger des Zweiten Weltkrieges. Ihre Namen decken sich meist mit den Namen auf dem Kriegerdenkmal. Nur in Weißenbach scheinen in der Kirche um neun Namen mehr auf als auf dem Kriegerdenkmal.