Frühwärts liegt verkehrsmäßig günstig zwischen Kautzen und Waidhofen, 2 km von
Gastern entfernt. Der Ort bildete zusammen mit Klein Göpfritz bis 1926 eine Gemeinde,
wurde dann selbständig und gehört seit 1971 zur Großgemeinde Gastern.
Die Landgerichtsbarkeit über Frühwärts übte die Schloßherrschaft Waidhofen an der
Thaya aus. Die Grundobrigkeit teilten sich die Schloßherrschaft Waidhofen und die Pfarre
Thaya.
Die Infrastruktur des Ortes ist gut ausgebildet: Neben einem Kaufmann, einem Gasthaus und
einer Tankstelle finden wir auch eine Posthilfsstelle, die seit 1901 besteht und dem
Postamt 3842 Thaya untersteht.
Die Bewohner des großflächigen, locker verbluten Dorfes finden hauptsächlich Arbeit in
den Webereien des Ortes. Die Landwirtschaft spielt eine eher untergeordnete Rolle.
Bis der Ort seine heutige Größe erreichte, hatte er eine wechselvolle Geschichte
durchzumachen: Frühwärts gilt als eine sehr alte Ansiedlung, deren Name auf einen
Friedbert oder Friedbrecht zurückgeht. 1112 wird der Ort als Frubretz erstmalig genannt,
als er einen Zehent dem Stifte St. Georgen bei Herzogenburg geben mußte. 1353 war der Ort
unter den Namen Fridbrechtz, Friedbretz und Friberkch bekannt und hatte einen Zehent von
sechs Bauernhäusern an das Stift Herzogenburg zu leisten. Damals gehörte er zum Amte
Thaya.
Im 14. Jahrhundert verödete die Ansiedlung vollständig. Erst 500 Jahre
später, ab dem Jahre 1834, entstanden hier wieder einige Häuser, die 1838 nach Gastern
eingepfarrt und eingeschult wurden. Ab dem Jahre 1840 nahm der Ort einen für damalige
Begriffe blühenden Aufschwung: Zählte man 1840 in Frühwärts nur 19 Häuser, so waren
es 1842 bereits 39 Häuser mit 178 Bewohnern, 1874 gab es bereits 60 Häuser mit 350
Einwohnern. Die Anzahl der Häuser stieg weiterhin an, jedoch nahm die Zahl der Einwohner
ab. So hatte Frühwärts 1934 bereits 65 Häuser und 289 Einwohner, 1951 waren es 69
Häuser mit 300 Bewohnern und schließlich lebten 1978 in Frühwärts 307 Einwohner in 77
Häusern.
In der Zeit des Wiederaufbaues des Ortes fällt auch die Errichtung einer Betkapelle.
1841 soll in Frühwärts die erste Kapelle gebaut worden sein. An ihrer Stelle stand schon
vorher ein hölzerner Glockenturm mit einer Glocke aus dem Jahre 1836, einem Durchmesser
von 50 cm und einem Gewicht von 65 kg.
1905 erteilte die k. k. Statthalterei die Bewilligung zum Bau der jetzigen Kapelle. Die
Gemeinde mußte sich verpflichten, für die Erhaltung der Kapelle aufzukommen. Der Bau
wurde auf Kosten des Herrn Engelbert Strohmaier aus Thaya errichtet. Eine Tafel über dem
Eingang zur Kapelle erinnert heute noch an diesen Wohltäter. Pfarrer Johann Matula von
Gastern weihte am 8. September 1906 die Kapelle. Das erste Meßopfer feierte der Präfekt
des Hollabrunner Knabenseminars Franz Braith, ein Sohn des Fabrikanten Johann Braith aus
Frühwärts.
Seine Mutter, Frau Maria Braith, war es auch, die 1906 eine Glocke mit einem Gewicht von
110 kg und einem Durchmesser von 58 cm für die Kapelle spendete. Sie wurde zusammen mit
der bereits vorhandenen, kleineren Glocke auch am 8. 9. 1906 vom Pfarrer Matula geweiht.
Beide Glocken fielen 1917 dem Krieg zum Opfer. Sie wurden 1921 durch zwei gleich schwere
Glocken aus Allentsteig ersetzt, die Pfarrer Florian Spiegl weihte. Wegen des gleichen
Gewichtes der Glocken und des dadurch bedingten Gleichklanges tauschte man später eine
Glocke gegen die Glocke der Kapelle in Eggmans aus.
Auf dem Altar der Kapelle stehen drei Statuen. In der Mitte eine Statue des Heiligen
Antonius, des Schutzpatrons der Kapelle, links und rechts davon zwei kleinere Statuen, die
den Heiligen Leopold und den Erzbischof Engelbert von Köln darstellen.
1875, also vierzig Jahre nach der Wiederbesiedlung des Ortes, wurde mit der Errichtung einer Filialschule begonnen. Seit 1838, als Frühwärts nach Gastern eingepfarrt und eingeschult wurde, mußten die Kinder aus Frühwärts nach Gastern in die Schule gehen. Ein Haupttreffer von 200.000 Gulden, den Herr Anton Rosenbusch, Webwarenfabrikant, am 1. 6. 1874 bei der "k. k. Staatslotterie 1864" gemacht hatte, erleichterte dieses Vorhaben sehr. Er steuerte zum Bau der Schule 2.000 Gulden bei. Die Baukosten der Schule beliefen sich jedoch auf 6.000 Gulden, so daß die Gemeinde immerhin noch einen Betrag von 4.000 Gulden zu tragen hatte. Am 14. August 1876 konnte die Schule eröffnet werden, um deren Bau sich auch der Fabrikant Johann Braith, der Vorgänger der heutigen Firma Wirtl, sehr verdient gemacht hat. Der erste Schulleiter war Stanislaus Koller aus Andreasberg in Böhmen, der mit 60 Kindern den Schulbetrieb aufnahm. 1881 gab es 80 Schüler, 1897 sogar 103 Kinder. Von 1894 bis 1923 wirkte Andreas Pomesberger als Schulleiter in Frühwärts. Er gründete 1898 eine Knabenkapelle, die durch erfolgreiche Konzerte in allen größeren Orten des Waldviertels weit über Frühwärts hinaus bekannt wurde.
Schule Frühwärts - 1876
Ab 1948 bis 1956 wurde die Schule 2-klassig geführt. Es gehörte damals auch Eggmans
zur Schule Frühwärts, das aber 1976 dem Schulsprengel Thaya eingegliedert wurde. Nach
einem Umbau der Schule in den Jahren 1961 bis 1965 wurde der Aufgabenbereich der Schule
abermals eingeschränkt. Es wurden in Frühwärts nur mehr Kinder der 1. bis zur 4.
Schulstufe unterrichtet, die anderen mußten nach Waidhofen in die Schule fahren.
Schließlich sollte der Schulbetrieb 1971 in Frühwärts überhaupt eingestellt werden.
Mit Rücksicht darauf, daß der Schulleiter knapp vor der Pensionierung stand, wurde die
Stilllegung bis zum Ende des Schuljahres 1975/76 aufgeschoben. Die Schule wurde also in
dem Jahr, in dem sie ihr 100jähriges Bestehen feiern sollte, aufgelöst und mit der
Volksschule Gastern vereinigt.
Der letzte Leiter der Volksschule Frühwärts war OSR Augustin Konrad, der seit 1950 in
Frühwärts tätig war. Er stammte aus Gratzen in Böhmen und unterrichtete vorher in
Speisendorf. 1957 erhielt Konrad den Titel Direktor, 1971 zeichnete ihn der
Bundespräsident mit dem Titel Oberschulrat aus. Neben seiner äußerst verdienstvollen
Tätigkeit als Lehrer erwarb er sich auch Verdienste um die Pfarre Gastern. So war er
zuletzt Organist in der Pfarrkirche und Kommunionhelfer. Seine Übersiedlung nach
Waidhofen hinterließ ein Loch, das auch heute noch zu spüren ist. Die Gemeinde Gastern,
der Bezirksschulrat und nicht zuletzt auch der Pfarrer von Gastern würdigten seine
Verdienste und sprachen OSR Konrad für seine Leistungen Dank und Anerkennung aus.
Die Freiwillige Feuerwehr Frühwärts wurde 1927 gegründet. Ihr erster Hauptmann war
Karl Hermann. Am Gründungsfest, den 17. Juni 1928, hatte die Feuerwehr 36 Mitglieder.
Pfarrer Franz Gruber segnete an diesem Tag das Zeughaus und eine Handspitze. Er hielt auch
die Festrede. Die Handspritze wurde 1941 durch eine Motorspritze ersetzt, die die
Feuerwehr von der Firma Vystrcil, Teltsch, ankaufte. 1952 kam es zur Fertigstellung des
neuen Zeughauses neben der Kapelle, das Pfarrer Johann Träxler zusammen mit einer
Motorspritze und einem Auto am 7. September 1952 segnete. Festredner war damals der
Schulleiter Augustin Konrad. Das alte Gerätehaus verkaufte man 1955 Herrn Kurt
Stallecker.
Am 21. Juli 1957 führte die Freiwillige Feuerwehr Frühwärts einen Bezirksfeuerwehrtag
durch. 300 Feuerwehrmänner kamen zu dieser Veranstaltung, bei der Direktor Friedrich
Hainz die Festrede hielt.
Am 15. November 1961 wurde wieder ein neues Feuerwehrauto angeschafft, das Dechant Johann
Träxler am 6. März 1962 segnete.
Hauptleute der Freiwilligen Feuerwehr Frühwärts
Karl Hermann | Anton Hermann |
Karl Korherr | Johann Straka |
Friedrich Hainz | Anton Povolny |
Franz Madlas |
Die 18-jährige Agnes Mandl sorgte im Jahre 1860 in Frühwärts und Umgebung für
große Aufregung, als sie behauptete, Erscheinungen von armen Seelen zu haben, die man
erlösen müsse.
Viele Menschen schenkten dem Mädchen Glauben und folgten seiner Aufforderung zum Gebet
für die armen Seelen. Am 4. Fastensonntag, den 18. März 1860, zog Agnes Mandl in
Begleitung des ledigen Burschen Georg Kainz um 2 Uhr nachmittags zur Kapelle in Grünau.
Sie trug ein weißes Kleid und einen Blumenkranz auf dem Kopf. Eine große Menschenmenge
folgte den beiden, denn die "Seherin" von Frühwärts war bereits weit über die
Grenzen Gasterns hinaus bekannt. Auf dem Altar der Kapelle breitete Agnes Mandl ein
weißes Tuch aus, das nicht die geringste Spur einer Verschmutzung trug. Die Umstehenden
konnten sich davon überzeugen.
Es wurde viel gebetet und viele Marienlieder wurden gesungen, bis Agnes Mandl in Ohnmacht
fiel. Nach 3/4 Stunden kam sie wieder zu sich. Sie nahm das Tuch vom Altar und zeigte es
den Gläubigen. Auf dem Tuch waren Brandflecken zu sehen. Alle, die gekommen waren,
glaubten, eine arme Seele aus dem Fegefeuer befreit zu haben.
Der damalige Pfarrer von Gastern Josef Stundner berichtete den Vorfall dem bischöflichen
Ordinariat in St. Pölten, das eine Untersuchung anordnete. Dr. Grabacher, ein Arzt aus
Waidhofen an der Thaya, stellte in einem Gutachten fest, daß Agnes Mandl nicht
geisteskrank, sondern geschlechtlich nicht voll entwickelt sei und daher unter
Einbildungen leide. Pfarrer Stundner machte den Vorschlag, das Mädchen in ein Institut zu
geben. Dazu dürfte es aber nicht gekommen sein, weil es im Sterbebuch der Pfarre Gastern
heißt, daß Agnes Mandl, Tochter des Webers Jakob Mandl und der Katharina, geb. Dangl von
Klein Zwettl, am 21. Juni 1870 in Frühwärts im Alter von 30 Jahren an Exsudat und
Emphysen gestorben sei.
Obiger Artikel ist nur eine kurze Darstellung der Ereignisse vom Jahre 1860. Im St.
Pöltner Diözesanarchiv gibt es darüber viele Akten.