Der Besucher der Filialkirche von Weißenbach wird auf Schritt und Tritt an die
einstigen Schlossherrn von Weißenbach erinnert. Bilder, Wappen und Statuen drücken die
Verbundenheit der ehemaligen Patronatsherrn mit der Kirche aus.
Der Ursprung der Kirche geht auf das Jahr 1450
zurück. Unter den Filialkirchen von Thaya dürfte der Kirche von Weißenbach seit jeher
eine Sonderstellung zugekommen sein. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen,
dass
Weißenbach Herrschaftssitz war und die Kirche Zehente von Ruders und Weißenbach bekam.
Weißenbach hatte zeitweilig sogar einen Benefiziaten. Das Benefizium wurde jedoch
1521
von der Herrschaft eingezogen.
Während der Kriegswirren von 1615 wurde die Kirche
zerstört und in den Jahren danach von der Familie der Truckenmiller, die damals auf der
Feste Weißenbach saß, in ihrer alten Form wieder aufgebaut. Das Wappen der Truckenmiller
auf dem Hochaltar und auf dem Flügelaltar der Kirche lassen diesen Schluss zu.
1689 wird berichtet, Dominik Rudolf Truckenmiller habe die Kirche neu
eindecken, pflastern und renovieren lassen. Auch seien neue Stühle und ein neuer Altar
aufgestellt worden.
In einem Verzeichnis aus dem Jahre 1837 heißt es: Das Weihejahr des
Altares wird mit 1529 angegeben. Auf der linken Seite des Presbyteriums
ist eine Marienstatue, - sie steht heute auf denn Hochaltar, - auf der rechten Seite eine
Martinsstatue, - sie ist heute nicht mehr vorhanden. Auf der rechten Seite des Schiffes
ist ein schlechtes Bild des Heiligen Antonius, - auch dieses Bild hängt nicht mehr in der
Kirche, - und darüber ein Marienbild. Das Inventar erwähnt ferner eine Sakristei, zwei
Glocken am Turm und eine Statue des Heiligen Bartholomäus, die heute auch nicht mehr
vorhanden ist. Das Patronat über die Kirche hat die Herrschaft Heidenreichstein, die
sämtliche Auslagen bestreitet.
Um dringende Renovierungsarbeiten an der Kirche durchführen zu können, kam es 1901
in Weißenbach zur Gründung eines Kirchenbauvereines. Sein Obmann war der Schulleiter
Josef Cerny. Sammlungen in den Bezirken Gmünd, Horn, Krems, Pöggstall, Waidhofen, Zwettl
brachten einen Betrag von 7.000 Kronen. Die Sammler erhielten davon 2.652 Kronen. Es
sollte aber auch ein neuer Turm errichtet werden, was allerdings nicht bewilligt wurde. So
wurde der alte Dachreiter durch einen neuen ersetzt und statt des bisherigen
Schindeldaches erhielt die Kirche ein Dach aus Wienerberger Ziegeln. Der Baumeister Eduard
Weinkopf aus Dobersberg übernahm die Arbeiten im Mai 1903 und führte
sie bis Jahresende aus.
Dechant Gstettner aus Groß Siegharts nahm die Weihe der restaurierten Kirche am 1. Mai 1904
vor. Diese Feier war Anlaß zu einem richtigen Volksfest. Neben vielen Ehrengästen kamen
die Feuerwehren der Umgebung, der Gesangverein Hilaria aus Kautzen und die Jugendkapelle
aus Frühwärts. Auch Spenden flossen reichlich So ließ der Kaiser 200 Kronen übergeben,
das Kultusministerium gab 1.2.00 Kronen und Graf Palffy von Heidenreichstein 240 Kronen.
Johann Irschik, der im heutigen Haus Nr. 14 wohnte, spendete 140 Kronen zur Anschaffung
eines Kreuzweges. Diese Summe reichte jedoch dafür nicht aus. Man kaufte daher einen
Kelch.
Im Jahre 1961 wurden die Bilder in der Kapelle restauriert.
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Abbildung: Filialkirche Weißenbach |
Die Kirche ist aus rohen Steinquadern erbaut und hat statt eines Turmes einen
hölzernen Dachreiter. Sie ist 18 Meter lang, zwischen 5 und 8.30 Meter breit und zwischen
5.30 und 6 Meter hoch.
Der Altarraum ist niedriger als das Kirchenschiff.
Runde Halbsäulen tragen im Presbyterium ein schönes Netzgewölbe. Im Kirchenschiff ruht
dieses Gewölbe auf achteckigen, halben Wandpfeilern und auf zwei Mittelpfeilern, die sich
nach oben verjüngen. Auf beiden Längsseiten finden sich gotische Spitzbogenfenster.
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Abbildung: Hochaltar Weißenbach |
Am Hochaltar sind vier Statuen: In der Mitte ein Standbild des Heiligen Andreas aus dem
17. Jahrhundert, links davon eine Statue des Heiligen Paulus und rechts eine des Heiligen
Petrus. Eine Abbildung der Heiligen Maria mit dem Jesuskind, ein Werk aus dem 15.
Jahrhundert, schließt den Altar nach oben ab.
Die Statue über dem Sakristeieingang stellt den Heiligen Erasmus dar. Die Kanzel ist
gemauert und stammt aus dem Jahre 1515.
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Abbildung: Flügelaltar Weißenbach - 1630 |
Der linke Seitenaltar wurde 1630 als Flügelaltar geschaffen. Der Mittelteil stellt die
Krönung Mariens dar, links davon ein Bild des Heiligen Matthäus mit einem Buch und einer
Hellebarde, rechts ein Bild der Heiligen Elisabeth, die einen Bettler mit Brot und Trank
labt. Die Seitenbilder zeigen rückwärts links den Heiligen Andreas und rechts den
Heiligen Franziskus. Der Altarschrein trägt wie auch der Hochaltar die Wappen des Sigmund
Truckenmiller und seiner Gattin, einer geborenen Haunold. Diese Wappen wurden dort 1659
angebracht.
Anstelle eines zweiten Seitenaltares hängt rechts im Kirchenschiff ein Bild der Heiligen
Maria mit dem Jesuskind.
Das Bild neben dem Choraufgang zeigt die Heilige Maria mit dem Jesuskind, auf Wolken
schwebend und von Engelsköpfen umgeben. Darunter sind zwei gewickelte Kinder, ein
kniendes Mädchen und zwei Knaben abgebildet. Die Inschrift am unteren Rand weist auf den
Tod der beiden Söhne und der drei Töchter des Sigmund Truckenmiller hin.
Das Bild über dem Haupteingang zeigt die Grablegung Christi. Der Text auf dem Bild
lautet: "Allhie ligt begraben der Wohledle Gestrenge Herr Sigmund Trukhenmiller von
Müllpurgk zu Weißenbach auf Schöndachen, Röm. Kay. Man. Hoff Kellermeister vndt
Perkhoff Verwalter zu Gumpoldskirchen, sambt seiner Ehegemahlin, geborene Haunoldin,
erzaigten 2 Söhne vndt 3 Töchtern, welcher den 9. Januari 1653 seines Alters 55 Jahr in
Gott selig entschlafen, dem Gott genedig sein wolle. Amen. 1659. Non mervi, vt morerer,
sed gvia visci, debvi. Der letzte Satz heißt übersetzt: Ich verdiene nicht, daß ich
sterbe, aber weil ich gelebt, muß ich sterben.
1843 kaufte die Patronatsherrschaft Heidenreichstein von der Kirche in Brand bei
Heidenreichstein eine Orgel mit vier Registern. Sie wurde bis 1904 verwendet und dann
durch ein Harmonium ersetzt, das aber heute auch nicht mehr spielbar ist.
1520 wird der Heilige Andreas als Kirchenpatron von Weißenbach genannt, 1615 scheint
neben dem Heiligen Andreas auch der heilige Bartholomäus als Kirchenpatron auf.
Geschichtliche Belege aus den Jahren 1643, 1731 und 1771 bezeichnen wieder den Heiligen
Andreas als Kirchenpatron. In den Jahren 1807 bis 1842 wird der heilige Bartholomäus als
Kirchenpatron erwähnt. Heute steht zwar eine Statue des Heiligen Andreas auf dem
Hochaltar, das Kirchweihfest wird aber zu Bartholomäi gefeiert.
Die älteste Glocke, die heute auf dem Kirchturm in Weißenbach hängt, stammt aus dem
Jahre 1636 und trägt die Aufschrift "David Wesnitzer". 1895 wird eine
Glockenweihe durch Propst Josef Wiesinger aus Eisgarn erwähnt.
Im Jahre 1904 wurden zwei Glocken bei der Firma Perner in Budweis angeschafft und vom
dortigen Kanonikus, Hochw. Herrn Thomas Pfauser, geweiht. Die eine Glocke wog 190 kg und
hatte einen Durchmesser von 72 cm, die andere war mit einem Durchmesser von 56 cm 90 kg
schwer. Geweiht war eine Glocke dem Heiligen Andreas und die zweite der Heiligen Familie,
dem Heiligen Josef und dem Heiligen Florian. Die Glocken läuteten zum ersten Male am 28.
August 1904, dem Kirtag von Weißenbach. Diese beiden Glocken fielen dem Ersten Weltkrieg
zum Opfer, sie wurden 1917 abgeliefert. Pfarrer Florian Spiegl weihte am 28. Februar 1922
zwei Glocken für Weißenbach. Die Firma Kutter aus Wien stellte sie mit einem Gewicht von
117 und 61 kg her. Sie leisteten bis 1942 treue Dienste und mußten dann abgeliefert
werden.
Das Geläute der Kirche von Weißenbach wurde 1946 und 1948 wieder ergänzt. Die Firma
Pfundner aus Wien lieferte schon ein Jahr nach Kriegsende eine 94 kg schwere Glocke mit
einem Durchmesser von 56 cm. Sie trägt die Aufschrift: "Gewidmet von der Jugend
Weißenbach 1946". Zwei Jahre später kaufte die Gemeinde Weißenbach eine größere
Glocke. Sie hat ein Gewicht von 192 kg und einen Durchmesser von 71 cm. Auf der Glocke ist
zu lesen: "Gewidmet von der Gemeinde Weißenbach 1948 - den Opfern beider Weltkriege
- gegossen von Dipl. Ing. Josef Pfundner".
Der Uhrmacher Graf aus Eichberg bei Gmünd fertigte 1903 für die Filialkirche eine
Turmuhr an, die aus Spenden bezahlt wurde. Sie funktionierte lange Jahre nicht, bis sie
der Schlossermeister Franz Bauer aus Weißenbach reparierte. Seither geht sie tadellos.