Die Filialkirche von Klein Zwettl liegt auf einer Anhöhe außerhalb des Ortes. Von diesem Bergrücken aus hat der Besucher einen herrlichen Ausblick bis weit hinein ins Thayatal.
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| Wehrkirche Klein Zwettl | 
Mächtige Mauern, die in früheren Jahren noch höher waren, umgeben die Kirche und den
Friedhof. Das Tor zu dieser Wehranlage trägt Zinnen und Schießscharten. Auch die Rollen
einer Zugbrücke sind noch zu sehen.
In den Friedhof und in die Kirche flüchteten sich die Bewohner von Klein Zwettl in
Kriegszeiten. Innerhalb der Mauern fanden sie Schutz, hier konnten sie sich auch
verteidigen. Ein unterirdischer Gang, der von der Kirche nach außen führte, ließ einen
Fluchtweg offen und stellte den Nachschub sicher. Wo er hinführte, ist nicht bekannt. Der
Gang ist heute verfallen. 1716 war er schon einmal nicht begehbar. Er wurde damals jedoch
wieder instand gesetzt.
Im Friedhof um die Kirche werden heute noch die Toten von Klein Zwettl bestattet. Weil er
außerhalb des Ortes lag, brauchte er nicht wie der Friedhof von Weißenbach unter Kaiser
Josef II. (1741 -1790) aufgelassen werden. Bis 1788 wurden die Verstorbenen von
Immenschlag auch auf diesem Friedhof beerdigt. Ab 1824 hat die Gemeinde Klein Zwettl für
die Instandhaltung des Friedhofes zu sorgen. Der Leichenhof sei Gemeindegrund und daher
stehe seine Einfriedung der Gemeinde und nicht der Kirche zu, teilte das Stift Zwettl in
diesem Jahr der Gemeinde mit.
Die Kirche, das Herzstück der Wehranlage, wie sie sich heute dem Besucher zeigt, dürfte
1636 in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut worden sein, nachdem sie 1615
abgebrannt war. In jenem Jahr gab die Herrschaft von Litschau jedenfalls ein Almosen zum
Bau der Kirche in Klein Zwettl.
Das Gotteshaus ist innen 19,5 Meter lang, 6 bis 8 Meter breit und 5,8 bis 6,5 Meter hoch.
Drei achteckige Säulen, die sich nach oben verjüngen stützen die einfachen
Kreuzgewölbe der 2-schiffigen Hallenkirche. Auf den Schlußsteinen, dort wo sich die
Gewölberippen kreuzen, befinden sich symbolische Abbildungen aus der Hl. Schrift, aus dem
Gewerbe und der Landwirtschaft.
Der Altarraum ist etwas höher als das Kirchenschiff. Der Triumphbogen, der den Altarraum
vom Kirchenschiff trennt, trägt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1406.
Ein gotisches Kreuzgewölbe, das auf halbrunden Wandpfeilern ruht, überspannt den Chor.
Der Hauptaltar stammt aus der Stiftskirche Zwettl. Er wurde dort 1616 als Seitenaltar
aufgestellt und fand dann 1671 zunächst ohne Altarbild in der Kirche Klein Zwettl
Verwendung. Abt Melchior schenkte der Kirche im Jahre 1734 ein Bild des Hl. Sebastian.
Dieses Bild wurde 1872 gegen das heutige Altarbild, das den Hl. Jakobus darstellt
ausgetauscht. Unter dein Altarbild ist eine sehr schöne Darstellung der Sünderin (1734)
zu sehen, die im Hause des Pharisäers den Heiland salbt. Ein Bild vom Letzten Abendmahle
schließt den Hochaltar nach oben ab. Links vom Hochaltar steht eine Statue des Hl.
Johannes, rechts davon eine des Hl. Jakobus. Diese Statuen befanden sich schon 1672 in der
Kirche, als der Hl. Jakobus zum ersten Male als Kirchenpatron genannt wird.
Die linke Wand des Presbyteriums schmückt ein Bild der Hl. Anna aus dem 18. Jahrhundert.
Diese Heilige wird 1643 als Patron der Kirche verehrt. Rechts hängt ein Bild der Hl.
Familie, das ebenso wie das Altarbild Franz Mayerhofer aus Waidhofen um das Jahr 1872
gemalt haben dürfte. Die gemauerte, achteckige Kanzel und das Sakramentshäuschen links
neben dem Hochaltar stammen aus dem Jahre 1490.
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Auf dem rechten Seitenaltar steht eine Statue Mariens mit dem Kinde aus dem Jahre 1490,
rechts und links davon sind Standbilder des Hl. Petrus und des Hl. Stefanus zu sehen. Ein
Gnadenstuhl der Heiligsten Dreifaltigkeit aus dem 17. Jahrhundert ist auf dem linken
Seitenaltar dargestellt. Eine schöne, kleine Pieta und eine Statue des Heiligen Leopold
zieren die linke Seite des Kirchenschiffes und Statuen des Hl. Andreas und des Hl. Florian
die rechte.
Der große Taufstein unter dem Chor stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert, als in
der Zeit von 1310 bis 1325 der Vikar von Thaya wöchentlich zweimal die Hl. Messe in Klein
Zwettl feierte. Allein diese Tatsache zeigt schon, daß hier der Ursprung der Kirche von
Klein Zwettl sehr früh anzusetzen ist. Bereits 1280 soll in Klein Zwettl eine Kirche
gestanden sein. Ihr romanisches Schiff wurde 1350 um das Presbyterium erweitert und 1406
in eine zweischiffige Hallenkirche umgebaut, die 1615 ein Brand vernichtete.
Nach dem Wiederaufbau der Kirche 1636 wurden Dach und Turm 1717 wieder ein Raub der
Flammen. 1767 erhielt das Gotteshaus ein neues Pflaster, gleichzeitig besserte man die
Friedhofsmauer aus. Siebzig Jahre später, im Jahre 1837, folgte eine Innenrenovierung.
1898 und dann wieder 1907 wurde das Dach der Kirche erneuert.
Da der Pfarrer es nicht will oder nicht kann, wie die Chronik berichtet, übernahm der
Landeskonservator Pater Benedikt Hammerl aus dem Stift Zwettl im Jahre 1911 die Leitung
der Restaurierung des Kircheninneren. Der Maler Vinzenz Kainz renovierte 1911 den
Altarraum und in den Jahren 1912/13 das Kirchenschiff. 1926 wurde das Dach über dem
Kirchenschiff und 1934 das Dach über dem Altarraum instandgesetzt.
Zu einer Erneuerung und gleichzeitig zu einer Generalsanierung des Kirchendaches kam es im
Jahre 1959. Der Dachstuhl wurde im Laufe dieses Jahres verschalt, mit einer Lage Dachpappe
versehen und dann wurde die ganze Kirche mit Eternitschindeln eingedeckt. Die Firma
Katzenbeißer aus Waidhofen führte die Zimmermannsarbeiten durch, die Dachdeckerarbeiten
leistete die Firma Fürst, ebenfalls aus Waidhofen.
Die für diese Arbeiten anfallenden Kosten von S 70.000,- teilten sich zu je einem Drittel
die Ortschaft Klein Zwettl, das Denkmalamt und die Diözesanfinanzkammer. Zu diesem Zweck
durchgeführte Sammlungen brachten jedoch ein Ergebnis, das den Anteil, den Klein Zwettl
zu leisten hatte, um S 30.000 überstieg. Diesen Betrag übergab der Ort im Jahre 1977 der
Gemeinde Gastern, die dafür in der Kirche in Klein Zwettl eine elektrische Läutanlage
einrichten ließ.
Die Orgel der Wehrkirche von Klein Zwettl ist sehr alt und nicht mehr voll
funktionstüchtig. Sie wurde in Böhmen für die Pfarrkirche Litschau hergestellt und fand
dann in der Kirche zu Reingers Verwendung. Von dort kam sie in die Pfarrkirche Gastern und
steht seit 1843 in Klein Zwettl.
Die Glocken: Berichte aus dem Jahre 1642 erwähnen, daß die Kirche von Klein Zwettl
niedergebrannt worden sei. Dabei wären auch die Glocken zerschmolzen. 1690 hatte die
Kirche zwei Glocken. Der Glockengießer Franz Rodlmayer goß 1768 in Krems eine Glocke
für die Kirche in Klein Zwettl um. Im Jahre 1781 wird wieder eine neue Glocke erwähnt.
1838 war die größere Glocke zersprungen. Sie wurde im folgenden Jahr von der Firma
Jenichen in Krems neu gegossen.
1924 hingen auf dem Kirchturm von Klein Zwettl zwei Glocken: eine mit einem Gewicht von
165 kg und eine ältere aus dem 17. Jahrhundert, die 80 kg schwer war. Beide Glocken
mußten 1942 abgeliefert werden. Als Ersatz für die größere Glocke kaufte man schon
1944 bei der Firma Böhler eine 180 kg schwere Stahlglocke mit einem Durchmesser von 70
cm. Die Glocke aus dem 17. Jahrhundert erhielten die Bewohner von Klein Zwettl im Jahre
1947 wieder zurück. Sie und die Stahlglocke bilden heute das Geläute der Wehrkirche.
Das Patronat über die Kirche von Klein Zwettl hatte das Stift Zwettl inne. Deshalb
wurden auch die Kirchenrechnungen vom Stift geprüft und vom Abt, vom Subprior oder vom
Verwalter des Klosters unterschrieben. Die Kirchenrechnung aus dem Jahre 1719 trägt die
Unterschrift von Abt Melchior, ab 1721 unterfertigten meist der Subprior oder der
Verwalter des Klosters. Die Rechnungsprüfer hießen ab 1751 Kammerer, wurden ab 1789
Vogteikommissare genannt und ab 1862 als Patronatskommissare bezeichnet. Diesen Prüfern
standen in den Jahren 1716 bis 1843 jährlich zwei Kirchenväter zur Seite, die das
Kirchenvermögen verwalteten und auch die Kirchenrechnungen unterschrieben. Auch heute
noch prüfen zwei Kirchenväter aus Klein Zwettl die Kirchenrechnung, die eigens für
diese Kirche zu führen ist, und leisten ihre Unterschrift. In einem Bericht aus dem Jahre
1844 heißt es, daß das Stift de jure (vom Rechts wegen), die Gemeinde Klein Zwettl aber
de facto (tatsächlich) der Patron der Kirche sei. Das bedeutete, daß der Ort künftig
selbst für die Erhaltung der Kirche zu sorgen hatte.
Aus den Kirchenrechnungen sind interessante Einzelheiten zu erfahren: Im 16. Jahrhundert
besaß die Kirche 6 Immerkühe. Diese Kühe waren für die Kirche gestiftet worden.
Mehrere Bauern hatten sie zwar zur Nutzung, mußten aber dafür jährlich Wachs für die
Kirche geben. In der Kirchenrechnung aus dem Jahre 1716 wird erwähnt, daß sich einige
Leute von Klein Zwettl von der Kirche Geld geliehen und dafür Zinsen gezahlt hätten. Um
1721 mußte Martin Kainzinger jährlich "zu Michaelis" 15 Kronen an das Stift
und einen Gulden für die Kirche zahlen. Dafür durfte er den sogenannten Prägarten
bewirtschaften, der vermutlich ein Garten oder eine Wiese vor der Kirche war.
Ein Kirchenwald wird schon 1724 erwähnt. Er wurde allerdings 1794 wieder verkauft. 1767
gab es eine Wiese, die den Kirchenvätern auf drei Jahre zum Zins von 2 fl. überlassen
war.
Die Kirchenrechnung aus dem Jahre 1751 weist das Vermögen der Kirche in Klein Zwettl mit
140 Gulden 24 Kreuzer aus. Es wurde vom Stift verwaltet und war auch dort verwahrt. 7
Gulden und 30 Kreuzer standen den Kirchenvätern für kleinere Ausgaben zur Verfügung.
Anläßlich einer Visitation erhielten die Herren des Stiftes Zwettl einen Betrag von 2
Gulden 51 Kreuzer für Mensch und Pferde, für Mittagessen und Nachtmahl.