Gastern ist eine sehr alte Ansiedlung.
Der heilige Berthold, der erste Abt des Klosters Garsten, besuchte im Jahre 1130 seine
Verwandten, die Grafen von Raabs. Dieser Besuch führte dazu, dass Graf Konrad I. von
Raabs dem Kloster Garsten 1150 ein Waldland schenkte. Sein Sohn Konrad II. überließ dem
Kloster abermals ein Waldgebiet für eine Siedlung von dreißig Häusern und einem
Meierhof, der dort errichtet wurde, wo heute die Häuser Nr. 26 - Redl, Nr. 28 - Kainz und
Nr. 30 - Eggenhofer stehen; das heutige Haus Nr. 24 - Jony war der Schafstall des
Wirtschaftshofes. Diese Gebietsabtretungen der Grafen von Raabs werden in einer Urkunde
aus dem Jahre 1177 erwähnt, die von zwei Dörfern berichtet: von Münichreith bei
Karlstein, der Schenkung Konrads I. an das Kloster Garsten, und vom Dorf Gastern (ad
Garstenses), das Konrad II. dem Kloster Garsten schenkte.
Konrad II. schenkte auch dem Stift Zwettl ein Grundstück, wo dann die Siedlung Klein Zwettl entstand.
Wegen der großen Entfernung des Ortes Gastern zum Kloster Garsten übergab das Kloster das Dorf Gastern einem adeligen Geschlecht, das sich die Herren von Gerstnaren nannte, zur Bewirtschaftung. Das Kloster Garsten lag nämlich bei Steyr in Oberösterreich. Es bestand von 1082 bis 1787. Im Jahre 1850 richtete man in dem ehemaligen Kloster eine Strafanstalt für Männer ein, die heute noch als solche geführt wird.
Als Gutsherrn von Gastern sind uns aus dem Geschlecht der Gerstnaren bekannt: Albero von Gersten von 1258 bis 1266 und Heinrich Gerstner von 1290 bis 1300. Leuthold von Gestnern war 1306 und 1309 Pächter von Zehenten des Stiftes Herzogenburg, ebenso Konrad von Gestnern im Jahre 1317.
In Urkunden aus den Jahren 1322, 1328 und 1336 scheint der Name eines Leuthold von Gestnern auf, im Jahre 1338 wird Konrad der Jüngere und schließlich 1342 ein Petrus von Gestnern erwähnt. Wie sich die Schreibweise der Beinamen der Herren von Gastern änderte, so sind auch verschiedene Ortsnamen von Gastern überliefert. Garsten, Gersten, Gerstneren, Gärstnern, Gärstnarn, Göestnern, Gestnern, Gästern und Gaistan. Der Name Gastern taucht zum ersten Mal 1308 auf.
Bereits im Jahre 1642 werden in Gastern zwei Mühlen erwähnt. Die Schandlmühle, die auf dem Weg nach Wiesmaden stand, und die Holzmühle, die zwischen Frühwärts und Garolden lag. Diese beiden Mühlen sind heute nicht mehr in Betrieb, die Gebäude stehen jedoch noch.
Da sich das freie Gut Gastern vom Kloster Garsten aus nur schwer bewirtschaften ließ
und dem Kloster mehr Schaden als Nutzen brachte, entschloss sich Abt Ambros von Garsten im
Jahre 1722 zum Verkauf des Gutes. Karl Josef Franz Anton Graf von Lamberg Sprinzenstein
kaufte das Gut um 2000 Gulden. Seitdem gehörte Gastern zur Schlossherrschaft Waidhofen.
Sie hatte die Grundobrigkeit über Gastern. Das Landgericht war Dobersberg. Zum Gute
Gastern gehörte auch eine Mühle am Kamp bei Alt Pölla. Diese Mühle wurde ebenfalls
1722 verkauft.
In der Zeit um 1750 wurde in Österreich nach dem Vorbild Preußens eine
Sperlingsverfolgung angeordnet und eingeleitet. Diese Verordnung verpflichtete jeden
Hausbesitzer, jährlich drei Sperlingsköpfe abzuliefern. Wer das nicht konnte,
musste
für jeden fehlenden Kopf einen Kreuzer entrichten. So kam es, dass Gastern wegen
abgängiger Spatzenköpfe" 1751 Strafgeld zahlen musste.
Wahrscheinlich um das Jahr 1772 wurde der Meierhof von Gastern aufgelassen. Der jeweilige
Besitzer des Hauses Hauptstraße 24 hieß jedoch noch bis ins vorige Jahrhundert der
"Hofbauer". Der Letzte, der als "Hofbauer" in den Matriken bezeichnet
wird, war Andreas Dangl, der 1805 im 60. Lebensjahr gestorben ist.
Das Postamt Gastern wurde 1869 errichtet, 1877
wieder geschlossen und 1893 neuerlich eröffnet. Es war zunächst im Gasthaus Anton
Dimmel, dem heutigen Gasthaus Müllner, untergebracht und übersiedelte dann in das
Elternhaus des jetzigen Oberpostmeisters Franz Dimmel in der Hauptstraße 6. Im Jahre 1968
wurde es schließlich in das neue Amtshaus verlegt. Die Leitung des Postamtes ging in
unmittelbarer Folge vom Großvater Anton Dimmel, der auch Bürgermeister von Gastern war,
über den Vater Alois Dimmel auf seinen Sohn und derzeitigen Vorstand des Postamtes Franz
Dimmel über. Eine Seltenheit, die erwähnt zu werden verdient, weil sie vermutlich
einmalig in ganz Osterreich ist.
Die erste Postautolinie nach Gastern wurde am 17. April 1928 eröffnet. Sie führte von
Waidhofen über Gastern nach Kautzen und weiter nach Reingers.
Eine Raiffeisenkasse gibt es seit 1891 in
Gastern. Sie wurde als Filiale
der Raiffeisenkasse Waidhofen gegründet und befindet sich heute ebenfalls im
Gemeindehaus.
(Anmerkung: Die Raiffeisenkasse wurde 1891 als eigenständige
Genossenschaft gegründet und wurde erst 1972 mit der Raiffeisenkasse Waidhofen/Thaya
fusioniert und ist seitdem eine Filiale.)
Der Gendarmerieposten Gastern wurde am
15. Februar 1901 errichtet.
Er war zunächst in der alten Schule, im heutigen Haus Weidinger, untergebracht. Zu Beginn
des ersten Weltkrieges verlegte man den Gendarmerieposten am 31. August 1914 nach Kautzen,
weil sich dort wegen des Kriegsausbruches ein Internierungslager befand. Am 1. Mai 1917
wurde der Gendarmerieposten wieder nach Gastern rückverlegt, bezog dann verschiedene
Quartiere in Gastern und fand schließlich ab 1. Dezember 1968 im neu errichteten Amtshaus
eine bleibende Unterkunft.
Postenkommandanten:
Erben Laurenz | Mohr Peter |
Nemetschek | Schuster Josef |
Frömmel Stefan | Goldemund Adolf |
Melzer Emil | Holub Gabriel |
Gulz Albert | Weidinger Roman |
Pterovcic Johann | Grubeck Johann |
Rewitzer Franz | Schöls Raimund |
Swozil Franz | Koppensteiner Johann |
Schuster Josef | Fasching Josef. |
Anmerkung: Der Gendarmerieposten wurde am 20.7.1990 geschlossen. Der letzte Postenkommandant nach Fasching bis zur Schließung war Weichselbraun Rudolf.
Mit Beschluss der Niederösterreichischen Landesregierung vom 5.
November 1931 wurde Gastern zum Markt erhoben. Die feierliche Markterhebungsfeier fand am 10. Juli 1932 statt. Am
Vorabend dieses Tages veranstaltete die Bevölkerung von Gastern eine große Lichtfeier,
denn in den Monaten vorher hatte Gastern das elektrische Licht erhalten.
Im Jahre 1951 beschloss der Gemeinderat, den Straßen und Plätzen in Gastern neue Namen
zu geben. Auch die Hausnummern wurden geändert. Die Nummerierung der Häuser erfolgt
seither nach Straßenzügen und nicht nach dem Datum der Errichtung der Häuser.
Am 19. September 1954 beging Gastern das Fest seines 800jährigen
Bestehens. Viele Ehrengäste, unter ihnen Landeshauptmann Steinböck, kamen zu dieser
Feier. Propst Stefan Biedermann aus Eisgarn zelebrierte einen Festgottesdienst. Nachher
wurde in der Volksschule eine Gedenktafel enthüllt, die an Vinzenz Fürnsinn, den
Mitbegründer der Schule, erinnert. Am Nachmittag segnete der Propst das neu errichtete Bertholddenkmal. In seiner Festrede
befasste sich Propst
Biedermann mit dem Leben des heiligen Berthold und ging dann auf die Geschichte Gasterns
ein.
Das Bertholddenkmal ist ein ungefähr zwei Meter hoher, roher Stein. Es steht mitten im
Ort. Eine Kupfertafel zeigt eine bildliche Darstellung des heiligen Berthold, Abbildungen
der Klosterkirche von Garsten und der Pfarrkirche von Gastern und trägt eine Inschrift,
die auf die Gründung Gasterns hinweist. Sie lautet: Graf Konrad von Raabs schenkte dem
Kloster Garsten, dessen erster Abt Berthold sein Verwandter war, Waldland für eine
Siedlung von 30 Hufen und einem Meierhof, die zwischen 1150 - 1160 hier als - ad
Garstenses - Gastern erstand. Die Widmung: "Zur 800 Jahrfeier - die Marktgemeinde
Gastern" schließt die Kupfertafel nach unten ab. Die künstlerische Gestaltung des
Denkmals übernahm der in Gastern geborene, akademische Bildhauer Oswald Liebhart, der
jetzt als Mittelschulprofessor in Horn wirkt.
Bertholddenkmal - errichtet 1954
Da für die Ämter in Gastern keine geeigneten Räume zur Verfügung standen und sogar das Gemeindeamt nur notdürftig in einem Nebenraum des ehemaligen Gasthauses Dimmel untergebracht war, entschloss man sich 1964 ein Amts- und Gemeindehaus zu bauen. Der Bau wurde 1967 fertiggestellt. Er beherbergt heute die Büros des Gemeindeamtes, einen Sitzungssaal, die Post, den Gendarmerieposten, die Raiffeisenkasse und ein Jugendheim. Daneben befinden sich noch das Feuerwehrdepot, eine Garage für die Gendarmeriefahrzeuge und neun Wohnungen in diesem Gebäude. Seit 1978 besteht in Gastern auch ein Landeskindergarten.
Gemeindehaus Gastern - 1967 fertiggestellt
Im Jahre 1642 hatte Gastern 30 Häuser, 1735 waren es 32 Häuser. Bis zum Jahre 1842
wuchs der Ort auf 44 Häuser an, 34 davon waren Bauernhäuser. Zur Jahrhundertwende gab es
in Gastern 46 Häuser, 1906 waren es 50. 1934 zählte man 57 Häuser. In den folgenden
Jahrzehnten kam es zu einer regen Bautätigkeit und damit zu einer raschen Ausweitung des
Ortes, so dass Gastern 1976 schon 78 bewohnte Häuser hatte.
Sechsunddreißig Männer gründeten unter ihrem ersten Hauptmann Franz Straßky am 1.
April 1884 die Freiwillige Feuerwehr Gastern. 1930 wurde das Aufgabengebiet der Feuerwehr
wesentlich erweitert: Nicht nur die Brandbekämpfung ist seitdem Aufgabe der Feuerwehr,
sondern auch der Rettungsdienst und die Hilfeleistung bei Unglücksfällen und
Naturkatastrophen.
Aus Anlass ihres 50jährigen Bestehens erhielt die Feuerwehr eine neue Motorspritze, die
sie aus eigenen Mitteln kaufte. Julius Höbinger aus Puch lieferte den Wagen für die
Spritze zum Preis von S 365,-.
Die Motorspritzen-Weihe war verbunden mit einem Bezirksfeuerwehrtag am 3. Juni 1934. Schon
am Vorabend veranstaltete die Feuerwehr einen Fackelzug zum Kriegerdenkmal. Der
Bezirksfeuerwehrtag wurde mit einem Festgottesdienst am Vormittag eingeleitet, den der
Ortspfarrer von Gastern Franz Gruber hielt. Daran schloss sich ein Friedhofsgang, wo
Pfarrer Gruber in einer Rede der Toten gedachte. Zur eigentlichen Feier am Nachmittag
konnte Feuerwehrhauptmann Franz Eigl 40 Feuerwehren mit 435 Mann begrüßen.
Nach dem
Pfarrer Gruber die Motorspritze gesegnet hatte, hielt Bezirkshauptmann Fritz die
Festansprache und zeichnete dann verdiente Feuerwehrleute aus. Die Veranstaltung
schloss mit einer Gruppenübung und einem Festzug.
1963 lieferte die Firma Rosenbauer aus Linz der Freiwilligen Feuerwehr Gastern ein
Löschfahrzeug, das mit einer modernen Funkanlage ausgestattet ist.
Eine Sirene wurde am 27. März 1964 am alten Zeughaus montiert, das ist das Haus, das
heute als Raum zum Trieuren des Getreides verwendet wird. Nach der Fertigstellung des
Amtshauses wurde die Feuermeldeeinrichtung auf dem Dach dieses Gebäudes errichtet. Im
Amtshaus befindet sich heute auch das Feuerwehrdepot.
Im Jahre 1965 wurde der Feuerwehr Gastern wieder die Durchführung des
Bezirksfeuerwehrtages übertragen. Er fand am 18. Juli 1965 statt. 33 Feuerwehren mit 341
Feuerwehrleuten nahmen daran teil. Im Rahmen dieser Veranstaltung segnete Kaplan Pinger
das neue Feuerwehrauto und auch das um zwei Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen des
Zweiten Weltkrieges erweiterte Kriegerdenkmal. Das Denkmal stand auf dem Platz vor der
heutigen Raiffeisenkasse. Es musste im Zuge der Errichtung des Amtshauses abgetragen wer-
den. 1977 konnte von der Freiwilligen Feuerwehr ein Landrover angekauft werden.
Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Gastern:
Straßky Franz | Dimmel Franz |
Schandl Christian, der diese Funktion 27 Jahre ausübte |
Zimel Franz |
Dimmel Alois | Fida Alfred |
Dangl Johann | Bäck Leopold |
Eigl Franz | Mödlagl Herbert |
Kaßes Anton | Dimmel Gerald |
Seit 1976 gibt es in Gastern einen Verschönerungsverein, der unter seinem Obmann Walter
Schweichhart vorbildliche Arbeit leistet. Die Tätigkeit der Vereinsmitglieder trägt
wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes bei und regte bereits manche Hausbesitzer an,
dem Schmuck ihrer Häuser mehr Beachtung zu schenken.
Unter der Bezeichnung "Singgemeinschaft Gastern" kam es 1977 zur Gründung eines Gesangvereines. Sein Obmann ist Herr Franz Kainz aus Frühwärts, sein Chorleiter Volksschuldirektor Erich Datler. Die Singgemeinschaft Gastern beweist ihr Können bei den verschiedensten Anlässen. Ob es eigene Konzerte sind, die der Chor alljährlich veranstaltet, oder ob er Feiern der Gemeinde mit seinen Beiträgen umrahmt, der Besucher ist in jedem Fall vom beachtlichen Niveau des Chores beeindruckt. Als Kirchenchor wurde die Singgemeinschaft Gastern bei liturgischen Feiern bereits unentbehrlich. Seit 1979 besitzt auch der Gesangverein eine schöne nette Tracht.